Noch 24 Geschichten bis Weihnachten (German Edition) by Frank Böskind Ronald Nielitz

Noch 24 Geschichten bis Weihnachten (German Edition) by Frank Böskind Ronald Nielitz

Autor:Frank Böskind Ronald Nielitz [Nielitz, Frank Böskind Ronald]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kurzgeschichten, Kopfkino, Kurzfilme, Adventskalender, Weihnachten
Herausgeber: epubli GmbH
veröffentlicht: 2012-10-04T22:00:00+00:00


Dreizehn

Einige Sekunden, bevor der Wecker sich einschalten konnte, wachte er auf. Schnell deaktivierte er die Alarmfunktion, damit Susan nicht geweckt würde. Leise stand er auf, ging in die Küche hinüber und deckte nahezu lautlos den Tisch. Nahezu.

„Gehst Du arbeiten?“ Langsam drehte er sich, Teller und Tassen balancierend, um.

„Guten Morgen, mein Schatz.“ Vorsichtig stellte er seine Last ab, beugte sich zu dem von blonden Locken umrahmten Gesicht hinab und küsste das kleine Mädchen auf die Stirn.

„Hast Du gut geschlafen?“ Das breite Lächeln war Antwort genug. Verlegen führte das Mädchen einen Finger an die Lippen und sofort wusste er, was kommen würde.

„Bringst Du mir etwas mit?“

„Aber morgen ist doch Weihnachten und der Weihnachtsmann bringt Dir etwas.“

„Auch den Teddy, der Märchen erzählt?“

„Wir haben dem Weihnachtsmann Deinen Wunschzettel geschickt. Er hat sich nicht mehr bei uns gemeldet. Ich denke, es wird alles in Ordnung gehen.“

„Aber der Teddy stand doch nicht drauf.“ Niedergeschlagen sah ihn die Kleine an. Mühelos hob er sie hoch und trug sie in ihr Zimmer und legte sie ins Bett zurück.

„Okay, Julie, ich werde dem Weihnachtsmann vom Büro aus ein Fax schicken. Alles wird gut, versprochen. Aber jetzt schlaf noch ein bisschen, sonst weckst Du noch Mom.“

Leise schloss er die Kinderzimmertür hinter sich und ging zurück in die Küche. Nachdem er die Kaffeemaschine befüllt und programmiert hatte, ging er ins Bad, rasierte sich und duschte. Als er zurückkam, hatte Julie schon ihre Mutter geweckt und ihr dieselben Fragen wie ihm gestellt.

„Musst Du heute noch ins Büro?“, fragte Susan irritiert. Er schmunzelte und kniff ihr ein Auge zu. „Vielleicht, Du weißt doch: alle Jahre wieder.“

„Ich verstehe. Der Weihnachtsmann ist mal wieder spät dran.“

„Aber nicht zu spät.“ Von der Wohnungstür warf er den beiden einen Kuss zu. „Ich werde mich beeilen. Habt einen schönen Tag.“

Mit dem Fahrstuhl fuhr er in die Tiefgarage hinab. Bevor er auf seine Maschine stieg, griff er noch einmal in seine Innentasche und zog ein Foto heraus. Aus tiefschwarzen Mandelaugen erwiderte eine atemberaubende Asiatin seinen Blick. Sanft strich er der Frau auf dem Bild über die Wange. Dann legte er sorgsam den Nierengurt um und zog seine Handschuhe über. Zuletzt holte er einen Geschenkkarton mit roter Schleife hinter den Sommerreifen hervor und schob ihn in einen Rucksack, den er eigens für diesen Tag hier unten bereitgestellt hatte. Schon seit einer Woche traf er Vorbereitungen und natürlich dachte er nicht daran, ins Büro zu fahren.

Er jagte die Maschine über die Auffahrt und auf den Highway. Jenseits der Leitplanke raste bald wie jeden Tag das riesige Spielwarengeschäft an ihm vorbei. Er musste unbedingt daran denken, auf dem Rückweg auch hier einen Zwischenstopp einzulegen, um noch Julies Wunsch zu erfüllen. Für Susan hatte er bei einem Juwelier eine Kette gesehen, die er auch noch holen musste. Er liebte positiven Stress. Unter Zeit- und Erfolgsdruck lieferte er die besten Ergebnisse.



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